baubüro in situ

Projekte

Brasserie Ziegelhof
Liestal
2016

Thema:Transformation
Grösse:s
Nutzung:Gastro
Status:gebaut
Bauherrschaft:Coopera Immobilien AG
Projekt-Team:Esthi Grass, Birgit Wahl, Helen Maron, Lea Hummel, Eric Honegger

Ein erster Meilenstein im zweiten Leben der Brauerei Ziegelhof wurde gelegt. Am 1. Dezember 2016 eröffnen Pius Hollenstein und Antonio Zamorano Cantador das Restaurant Ziegelhof neu unter dem Namen Tapeo Brasserie Ziegelhof. Wie bei ihrem Tapeo Casa Pepe in Sissach wird auch hier die spanische Tapas- und Weinkultur im Zentrum stehen.
Die Neueröffnung des traditionsreichen Restaurants Ziegelhof ist ein sichtbares Zeichen des Neuanfangs, den das Ziegelhofareal seit gut einem Jahr durchläuft. Zuvor wollte die Coop Genossenschaft die Brauereigebäude abreissen lassen und stattdessen einen Supermarkt realisieren. Im September 2015 zog sich der Grossverteiler jedoch überraschend zurück. Auf die Initiative von Anwohner*innen und der denkstatt sàrl nutzte die Pensionskasse CoOpera Sammelstiftung PUK diese Chance und erwarb das Ziegelhofareal kurze Zeit später. Nicht mehr der Abriss der Brauerei war nun das Ziel, sondern deren Erhalt und eine zukunftsweisende Umnutzung.
Wie schon beim Liestaler Hanroareal gelang es der denkstatt sàrl zusammen mit der neuen Eigentümerin, mit umsichtig geplanten Brainstormings die Grundlagen dafür zu legen. Im April 2016 wurde eine „Zukunftskonferenz“ und kurze Zeit später eine „Ergebniskonferenz“ mit jeweils fast 100 Interessierten, Anwohner*innen, Kulturschaffenden, Handwerker*innen und Politiker*innen durchgeführt. Nun liegt ein breit abgestütztes Nutzungskonzept vor, das als Leitlinie für die künftige Entwicklung des Ziegelhofareals dient. Nachdem einzelne Zwischennutzer*innen bereits eingezogen sind, wird nun mit der Neueröffnung des Restaurants Ziegelhof das Zeichen für den Neuanfang gesetzt. Die Gestaltung des Restaurants erfolgte unter der Regie des Baubüro in situ, das sich im Verwaltungsgebäude der Ziegelhofbrauerei eingerichtet hat und die künftigen baulichen Anpassungen auf dem Areal begleiten wird. Der Restaurantumbau steht exemplarisch für ein anregendes – und rücksichtsvolles! – Neben- und Ineinander von Elementen aus verschiedenen Zeiten. Konkret ging es darum, das industrielle Flair der Bierbraukultur mit den Elementen der spanischen Tapas- und Weinkultur zusammenzubringen. In einer Bauzeit von nur 10 Wochen wurden die Räume vom Mief der 1980er Jahre befreit, Hängedecken entfernt, Putze geglättet und mit historischen Wandvertäfelungen und rohen Backsteinmauern in Kontrast gesetzt. Bewusst werden in dieser gestalterischen Collage auch historische Ereignisse sichtbar gemacht: Etwa die Spuren eines Brandes in den 1970er Jahren sind nun Teil dieser vielschichtigen Ästhetik. Betrieblich ist der Saal nun direkt mit dem Restaurant verbunden, und im ehemaligen Raucherstübli wird eine Vinothek eingerichtet.
Umgesetzt sind auch Massnahmen, die das öffentliche Stadtgewebe ergänzen und beleben: Über die entrümpelte Eingangssituation und den grosszügigen Durchgang gelangt man wieder wie früher direkt vom Zeughausplatz zum schön besonnten Gartenrestaurant. Vielleicht gibt es hier dereinst sogar eine neue Treppenverbindung zur tiefer liegenden Gasse. Und vielleicht wird sogar das Dach des Hauses zur Aussichtsterrasse auf die Ziegelhofbrauererei ausgebaut.